
Seit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) 2024 ist die Versorgung mit Fernwärme für viele Gebäude eine attraktive Option. Besonders in dicht besiedelten Regionen wie Köln sind bereits zahlreiche Gebäude an das rund 380 Kilometer lange Fernwärmenetz der RheinEnergie AG angeschlossen. Viele Eigentümer gehen davon aus, dass hier kein weiterer Handlungsbedarf besteht – doch das stimmt nicht immer. Gerade ältere, überdimensionierte Fernwärmestationen bergen häufig verstecktes Einsparpotenzial: Zu hohe Anschlussleistungen verursachen unnötig hohe Grundkosten – Jahr für Jahr. In diesem Beitrag zeige ich Ihnen anhand eines Praxisbeispiels, wie Sie das erkennen und was sich dagegen tun lässt.
So erkennen Sie teure Reserven im Heizungskeller
Typischer Fall aus der Energieberatung: 111 kW zu viel
Ein Beispiel aus meinem Arbeitsalltag als Energieberater: Ein Mehrfamilienhaus aus dem Baujahr 1991 in Kölner Innenstadtlage, rechts und links angebaut, mit rund 800 m² beheizter Fläche. Bereits 2002 wurde dort – also nach nur 11 Jahren – die zweite Fernwärmestation installiert. Sie hatte eine Anschlussleistung von 150 kW. Eine aktuelle Heizlastberechnung ergab jedoch eine Normheizlast von nur 38,5 kW. Das bedeutet: Die Fernwärmestation wurde mit über 110 kW zu viel Anschlussleistung geplant – also fast das Vierfache des tatsächlichen Bedarfs. Was kostet das? Allein über den jährlichen Grundpreis, der bei der allgemeinen Fernwärmeversorgung aktuell 72,64 €/kW beträgt, entstehen dadurch zusätzliche Kosten von 8.099,36 € pro Jahr – nur für eine ungenutzte Reserve!
Auch kleinere Überdimensionierungen sind teuer
Auch kleinere Überdimensionierungen sind teuer
Natürlich ist eine solche Differenz nicht die Regel – aber auch moderat überdimensionierte Fernwärmestationen können sich spürbar auf den Geldbeutel auswirken:
Beispiel:
– Anschlussleistung nur 10 % zu hoch bei 100 kW
– → 10 kW unnötig × 72,64 €/kW = 726,40 € jährlich zu viel
Hinzu kommt: Viele dieser Stationen sind technisch veraltet, unzureichend gedämmt und verfügen über veraltete Regelungstechnik. Die Temperatur im Aufstellraum erreicht daher nicht selten „Saunaniveau“, was zusätzlich Energieverluste bedeutet – besonders, wenn angrenzende Kellerräume unbeabsichtigt mitgeheizt werden.
Warum entstehen solche überdimensionierte Fernwärmestationen?
In vielen Fällen stammt die Fernwärmestation noch aus der Zeit der Gebäudeerrichtung – oder wurde im Laufe der Jahrzehnte ersetzt, ohne die tatsächliche Heizlast neu zu berechnen. Seitdem haben sich jedoch oft die Rahmenbedingungen verändert:
– Dämmung der Gebäudehülle verbessert (z. B. neues Dach, Fenster, Fassadensanierung)
– Geänderte Nutzungsstruktur (weniger Nutzer, geändertes Heizverhalten)
– Technische Effizienzgewinne durch modernere Heizflächen und Regelung
Trotz dieser Änderungen bleiben überdimensionierte Fernwärmestationen bestehen – mit entsprechend hohen Fixkosten.
Dämmung senkt den Grundpreis – ohne einen Heizkörper aufzudrehen
Ein oft unterschätzter Aspekt bei Fernwärme: Die Dämmung eines Gebäudes senkt nicht nur den Energieverbrauch, sondern auch die erforderliche Anschlussleistung. Das bedeutet: Schon durch eine verbesserte Dämmung – ganz ohne Temperaturänderung oder Verzicht auf Komfort – kann der jährlich fällige Grundpreis deutlich reduziert werden.
Denn der Grundpreis in der Fernwärme basiert auf der vertraglich vereinbarten Anschlussleistung. Wenn sich durch energetische Verbesserungen wie Dach-, Fassaden- oder Fenstersanierung die tatsächliche Heizlast des Gebäudes reduziert, kann dieser Wert angepasst werden – und damit die jährlichen Fixkosten dauerhaft gesenkt werden.
Handlungsempfehlung: Heizlast prüfen, Einsparpotenzial nutzen
Für Eigentümer, Hausverwaltungen und WEGs lohnt es sich, die Anschlussleistung der Fernwärmestation kritisch zu hinterfragen:
– Wie alt ist die Station?
– Wurde nach einer Sanierung die Heizlast neu berechnet?
– Ist die Station sinnvoll dimensioniert oder gibt es Reserven?
– Wie hoch ist der jährliche Grundpreis?
Eine fachlich fundierte Heizlastberechnung liefert hier die Entscheidungsgrundlage. Oft kann die Anschlussleistung nach unten korrigiert werden – mit spürbarer Entlastung bei den laufenden Kosten.
Doppelt sinnvoll: Kosten sparen und Netz entlasten
Ein weiterer Pluspunkt: Werden überdimensionierte Fernwärmestationen optimiert, entlastet dies auch das Versorgungsnetz. Die frei werdende Kapazität kann für andere Gebäude genutzt werden, die noch keinen Anschluss haben – ein echter Beitrag zur kommunalen Wärmewende.
Fazit: Unnötig hohe Grundpreise sind kein Naturgesetz
Gerade bei älteren Fernwärmestationen lohnt sich ein zweiter Blick – und ein professionelles Gutachten. Denn überdimensionierte Anlagen verursachen versteckte Kosten, die sich durch eine einfache Heizlastprüfung deutlich reduzieren lassen.
Gebäudedämmung wirkt dabei doppelt – sie senkt den Verbrauch und reduziert dauerhaft die Anschlussleistung.
Sie möchten wissen, ob Ihre Fernwärmestation überdimensioniert ist? Ich unterstütze Sie gerne mit einer unabhängigen Bewertung, normgerechter Heizlastberechnung und technischen Empfehlungen – kompetent, neutral und praxisnah.
Fon 02203 80260
info@ferdinandschurz-sv.de
Weitere Informationen:
Bundesförderung für Energieberatung
www.bafa.de
Kreditanstalt für Wiederaufbau
www.kfw.de
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