Nahwärmenetze

Nahwärmenetze - dezentral, quartiersbezogen  ... Das Bild beschreibt die Aussicht aus einem Dachfenster


Mit der kommunalen Wärmeplanung rücken neue Versorgungsstrukturen in den Vordergrund, die bislang in vielen Stadtteilen Kölns kaum eine Rolle gespielt haben. Eine davon sind Nahwärmenetze – eine dezentrale, quartiersbezogene Variante der leitungsgebundenen Wärmeversorgung, die in Zukunft eine deutlich größere Bedeutung erlangen dürfte.

Lokale Nahwärme-Lösungen mit großem Potenzial


Nähe zwischen Wärmeerzeugung und Wärmeverbrauch

Im Gegensatz zur klassischen Fernwärme, die großflächig ganze Stadtteile oder Regionen aus zentralen Anlagen mit Wärme versorgt, handelt es sich bei Nahwärme um lokal begrenzte Netze mit deutlich kleineren Leitungslängen und meist niedrigeren Betriebstemperaturen. Ein Nahwärmenetz erschließt in der Regel ein einzelnes Quartier, eine Neubausiedlung oder einen Straßenzug. Die benötigte Wärme stammt aus einer oder mehreren lokalen Quellen – etwa einem zentralen Blockheizkraftwerk, einer Wärmepumpe mit Grundwasser- oder Abwasserquelle, einer Holzpellet-Anlage oder auch aus einer solarthermischen Großanlage mit Pufferspeicher. Der wesentliche Vorteil liegt in der Nähe zwischen Wärmeerzeugung und Wärmeverbrauch. Dadurch sinken die Transportverluste, die Investitionen bleiben überschaubar, und regenerative Energiequellen lassen sich effektiv einbinden.

22 bis 26 Prozent bis zum Jahr 2045

Die aktuellen landesweiten Planungen sehen vor, dass bis zum Jahr 2045 etwa 22 bis 26 Prozent des städtischen Wärmebedarfs durch Nah- und Fernwärmenetze gedeckt werden sollen. Dieser Anteil liegt deutlich unter dem, was viele öffentlich diskutierte Szenarien erwarten lassen. Gleichzeitig ist er ambitioniert, denn der heutige Anschlussgrad ist deutlich geringer. Für die Umsetzung bedeutet das: Es müssen in vielen Quartieren neue Netze geplant, genehmigt, gebaut und betrieben werden. Und genau hier beginnt das Tätigkeitsfeld für das SHK-Handwerk. 

Gemeinsames Wärmeversorgungskonzept

Die Initiierung eines Nahwärmenetzes kann von ganz unterschiedlichen Akteuren ausgehen. In Neubaugebieten ist es häufig die Kommune oder ein Projektentwickler, der auf Grundlage des Bebauungsplans ein gemeinsames Wärmeversorgungskonzept aufsetzt. In bestehenden Quartieren hingegen sind es oft Wohnungsbaugesellschaften, Bürgergenossenschaften oder auch private Investoren, die ein solches Projekt anstoßen – meist im Rahmen einer Modernisierung oder als Reaktion auf die kommunale Wärmeplanung. Damit ein Nahwärmenetz wirtschaftlich tragfähig ist, muss eine ausreichend hohe Anschlussquote erreicht werden. In der Praxis gilt: Je mehr Gebäude sich beteiligen und je kompakter die Bebauung ist, desto günstiger wird das Projekt – sowohl in der Errichtung als auch im Betrieb.

Machbarkeitsstudie, Planung, Umsetzung und Betriebsführung entscheiden über den Erfolg

Der Weg von der Idee bis zum funktionierenden Nahwärmenetz ist komplex und erfordert technisches und organisatorisches Know-how. Am Anfang steht in der Regel eine Machbarkeitsstudie, die den Wärmebedarf des Quartiers analysiert, mögliche Erzeugungstechniken vergleicht und eine erste Trassenplanung entwirft. Daran schließt sich die technische Planung an, gefolgt von Genehmigungen, Förderanträgen und der konkreten Umsetzung. Der Bau der Technikzentrale, der Rohrleitungen und der Hausanschlüsse ist der sichtbarste Teil – doch der langfristige Erfolg hängt auch von der Betriebsführung ab. Ob durch einen Contractor, eine Bürgergenossenschaft oder ein kommunales Unternehmen: Der Betrieb muss zuverlässig, wirtschaftlich und wartungsarm organisiert sein.

Langfristige Realisierung erfordert intelligente Zwischenlösungen

Nahwärmenetze bringen eine höhere Versorgungssicherheit, mehr Platz im Gebäude durch den Wegfall eigener Heiztechnik, geringere Wartungskosten und in vielen Fällen eine bessere Klimabilanz mit sich. Natürlich ist ein solches Netz nicht „von heute auf morgen“ verfügbar. Planung, Abstimmung und Umsetzung benötigen Zeit – meist mehrere Jahre. Umso wichtiger ist es, Eigentümer nicht zum Abwarten zu ermutigen, sondern zu intelligenten Zwischenlösungen. Wer heute vor der Entscheidung steht, eine veraltete Gasheizung zu ersetzen, sollte nicht auf einen ungewissen Netzanschluss in fünf oder zehn Jahren hoffen. Stattdessen bieten sich moderne Wärmepumpenlösungen oder hybride Systeme an, die auch weiterbetrieben werden können, wenn ein Netz zur Verfügung steht. Einen Anschlusszwang soll es nicht geben. Eine vorausschauende, systemoffene Planung zahlt sich hier doppelt aus: technisch wie wirtschaftlich. Nahwärmenetze werden in Köln kein flächendeckendes Allheilmittel sein – doch dort, wo sie wirtschaftlich und technisch sinnvoll sind, stellen sie eine attraktive Versorgungsform dar.

Kommt Nahwärme für Ihr Objekt infrage?

Als Mitglied der KWP-Facharbeitsgruppe “Wärmeberatung – Kommunale Wärmeplanung Köln” stehe ich Ihnen kompetent und unabhängig beratend zur Verfügung. Gerne helfe ich bei der kurz-, mittel- und langfristigen Planung und Abwicklung – gemeinsam finden wir die optimale Lösung für Sie!

Fon 02203 80260
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